Wer leistet welche Arbeit – wann? Die neue Arbeitswelt wird vor allem durch innovative Technologien und demographische Veränderungen geprägt. Ständige Fortschritte beispielsweise in der künstlichen Intelligenz und den neuen Kommunikationstechnologien erfordern flexible Strukturen und verringern die Halbwertszeit von Wissen und benötigen Fähigkeiten.
Die Beziehungen zwischen Unternehmen und ihren Mitarbeitern verändern sich fundamental. Die neue Arbeitswelt ist vielfältig. Belegschaften bestehen aus einem Mix von Mitarbeitern verschiedener Altersgruppen, deren Beschäftigungsverhältnisse sich wiederum hinsichtlich ihrer Motivationen und Bedürfnisse unterscheiden. Das stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen bei der Gestaltung einer zielgruppenspezifischen Employee Experience. Unternehmen müssen reagieren und kontinuierliche Lernprozesse im Alltag verankern, zum Beispiel durch „Training on the Job“. Fachliche Kenntnisse und Fertigkeiten reichen nicht aus – auch den Soft Skills kommt eine entscheidende Rolle zu. Gerade in der Digitalisierung rücken menschliche Kompetenzen wie Problemlösefähigkeiten, Kommunikation und Teamwork in den Fokus, um die Chancen moderner Technologien zu maximieren.
Übergreifend zeichnet sich ab, dass der Einsatz digitaler Arbeitsmittel zu einer Flexibilisierung, Dezentralisierung und Entgrenzung von Arbeit führen kann. Daraus ergeben sich neue Anforderungen an die Kommunikation, Kooperation und die Führung von Mitarbeitern. Die „interne“ Flexibilität zeigt sich in den Unternehmen durch die zunehmende Verbreitung flexibler Arbeitszeiten, sowie den verbesserten Möglichkeiten des mobilen Arbeitens. In der Literatur wird diese digital ermöglichte Flexibilisierung oder „Entgrenzung“ der Arbeit oft durch eine Auflösung tradierter räumlicher, zeitlicher oder organisatorischer Grenzen beschrieben, die zu einer Aufweichung und Verschiebung der Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben führen. Kollektiv verfügbare Zeitinstitutionen, wie der Feierabend oder das Wochenende, existieren kaum noch.
Diese „doppelte Entgrenzung“ von Erwerbsbedingungen und ein immer flexibler werdenden Alltag für Familien, ohne entsprechend weiterentwickelte Betreuungs- und Dienstleistungsinfrastrukturen, erhöhen die Zeit-, Energie-, und Aufmerksamkeitskonkurrenzen im Beruf wie auch im privaten Leben. Insbesondere die mobile Arbeit verbessert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch das Einsparen langer Pendelzeiten und die Verlagerung von Überstunden nach Hause bzw. in betreuungsfreundliche Zeiträume. Bessere Konzentration und Arbeitsergebnisse werden ebenfalls als Vorteile wahrgenommen und tragen laut Studien zur Arbeitszufriedenheit und zu einer höheren Identifikation mit dem Unternehmen bei.
Eine wichtige Gestaltungsaufgabe für die Arbeitsorganisation wird daher künftig sein, „Grenzen bei der Entgrenzung von Erreichbarkeit und Arbeitszeit“ zu setzen und individuelle Spielräume im Sinne der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu schaffen.